Süchteln

Süchteln Holtzmühle (Niers)
Süchteln Holtzmühle (Niers) An der Straße zwischen Süchteln und Anrath am Ortsausgang Süchteln. Heute wird die Mühle als Möbelstudio genutzt.

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Geschichte
Die an der Einmündung der Rheinstraße in die Tönisvorster Straße als markanter Blickfang gelegene Holtzmühle besitzt eine lange Tradition.

In ihrer ersten urkundlichen Erwähnung heißt die gewiss viel ältere Mühle an der Niers "Mühle auf der Nersen" Fliegenmühle.

Im Jahre 1404 ging sie aus dem Besitz der Kölner Pantaleonsabtei an Herzog Reinald IV. von Jülich und Geldern, der sie an die bei Liedberg ansässigen Herren von der Horst verpfändete. Erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts kam sie in unbeschränkten Besitz der Landesherren.

Die Bewohner des Süchtelner Gerichtszwanges mussten ihr Getreide entweder auf der Niersmühle oder auf der Hagenbroicher Windmühle mahlen lassen.

Im weiteren Verlauf wurde die Mühle schließlich in 1792 von dem Müller Franz-Anton Holtz erworben, dessen Familie die Mühlen in Dülken jahrhundertelang besessen hatten.

Nun wurde die Holtzmühle, als Öl- und Getreidemühle betrieben, weithin bekannt.

Um das Jahr 1890 wurden die zur Gewinnung von Leinöl, welches aus Leinsaat gepresst wurde, benutzten Heien (senkrechte Stampfer) durch maschinelle Pressen ersetzt.

Um 1920 wurde die Ölfabrikation der Holtzmühle eingestellt und die Getreidemühle ab dann verpachtet. Als in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts die Niers begradigt wurde, wurden die großen Schaufelräder der Holtzmühle stillgelegt.

Die von Verfall bedrohte Mühle wurde 1982/83 durch den jetzigen Eigentümer restauriert.

Dabei wurden wesentliche Teile des ursprünglichen Mühlenbaues am eingeschossigen Trakt an der Süd-Ostecke des mehrflügeligen Backsteingebäudes (früher zur Umbauung des Wasserrades gehörend) aufgefunden. Große Quadersteine, heute wieder freigelegt, sicherten früher das Mahlwerk. Heute sind X-förmige Ankersplinte und die kreisförmige Öffnung für die Mühlradwelle wieder zu sehen.

Beschreibung
Das vermutlich in verschiedenen Bauabschnitten im 19. Jahrhundert, großenteils wohl schon vor 1880 errichtete, weiß geschlämmte Backsteingebäude ist mehrflügelig und hat drei Geschosse.

Sein flaches Satteldach ist versteckt hinter einem hohen, dekorativen Zinnenkranz mit einzelnen, über den Hauptachsen und an den Gebäudeecken hochgezogenen Zinnen sowie Stufenzinnen an den Schmalseiten. Betont wird diese Mauerbekrönung durch einen umlaufenden backsteingemauerten Bogenfries.

Die darunter liegenden paarweise angeordneten, teils blinden schmal-hohen Bogenfenster sitzen axial über den, teils segment- teils bogenförmigen Fenstern der unteren beiden Geschosse. Nahezu alle Fenster- und Türöffnungen sind original (Ausnahme beispielsweise sind die drei zu Rundbogeneingangstüren erweiterten Fenster an der Ostseite). Die Fensterbänke bestehen aus Werkstein oder sind backsteingemauert. Die Fenster besitzen größtenteils erhaltene Gussrahmen; die gusseisernen Sprossenvergitterungen sind mehrheitlich original erhalten. Die Sprosseneinteilung wurde beibehalten. An der Süd- und Westseite sind mit Bohlen ausgelegte Austritte im ersten Stock. Das Rad für Lasten ist an der Südseite noch erhalten. An allen Seiten des Gebäudes sind die Ankersplinte erhalten, teils in Tellerform.

Im Inneren sind die Balkendecken nur soweit erforderlich erneuert worden. Die gusseisernen, tragenden Säulen im Erdgeschoss sowie die sechs, die Mittelpfette stützenden Rundholzsäulen im ersten Stock (davon zwei frei sichtbar) sind original, ebenso wie die freiliegenden Balkenkonstruktionen und das Ständerwerk im Dachgeschoss.

Die Holtzmühle, ursprünglich auch landschaftsprägend, heute herausragende Markierung auf dem Weg nach Süchteln, ist bedeutsam in siedlungstopographischem und siedlungsgeschichtlichem Sinne.

Wichtig für die Geschichte der Wassermühlen von Süchteln ist die über Jahrhunderte hin verfolgbare Tradition des bis ins 20. Jahrhundert hinreichenden Müllerhandwerks. Ablesbar wird auch der Wandel von wassergetriebenem Mühlrad zum modernen Zeitalter der technischen Maschinen.

Damit inhaltlich einhergehend sind die baulichen Erweiterungen des 19. Jahrhunderts zu sehen. Denn die Holtzmühle ist ein für das 19. Jahrhundert sehr typisches und inzwischen seltenes Beispiel für die Formulierung der damals modernen Industriebauten in mittelalterlichem Burgenstil.

Das Gebäude ist bedeutend für die Geschichte der Industriearchitektur, zumal noch die Reste eines älteren Mühlengebäudes enthalten und teils sichtbar sind.

aus http://www.viersen.de/C125704A0030C552/html/357E00E97BBED652C1257052003739C1?OpenDocument