Kreuzweg

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BeschreibungDie Fußfälle entlang Löhstraße und Portiunkulaweg in Viersen wurden 1781 errichtet. Sie begleiteten den Weg von der Pfarrkirche St. Remigius zum Kloster St. Pauli; das vor dem Kloster stehende Bosch-Heiligenhäuschen bildete den Abschluss des Stationsweges. F.W. Lohmann berichtet in seiner "Geschichte der Stadt Viersen": "Am ersten Sonntag im Oktober zog alljährlich eine große Rosenkranzprozession von der Pfarrkirche zum Kloster, wobei das Muttergottesbild, von weiß gekleideten Kindern begleitet, unter einem großen Baldachin getragen wurde. In der Karwoche und an anderen besonderen Gebetstagen war der Weg von der Pfarrkirche bis zum Kloster (...) täglich von unzähligen frommen Betern begangen, die an den Fußfällen ihre Gebete verrichteten. Ebenso gingen die Nachbarschaften die Fußfälle, wenn in einer Familie jemand im Sterben lag oder gestorben war, um einen guten Tod zu erflehen oder für die Seelenruhe der Betreffenden zu beten."

1896 (Clemen-Inventar) sind die Fußfälle an ihrem alten Platz vorhanden, 1913 schreibt F.W. Lohmann in seiner "Geschichte der Stadt Viersen", dass noch "Reste" der Fußfälle am Weg stünden. Sechs der sieben Stationen mussten schließlich Verkehrsplanungen weichen und waren lange Zeit auf dem alten Kirchhof bei der Remigiuskirche aufgestellt. 1983 konnte der Stationsweg wiederhergestellt werden. Dabei wurden die z.T. stark beschädigten Stationen restauriert und wo nötig ergänzt, die letzte Station musste unter Einbeziehung älterer Teile weitgehend neu hergestellt werden. Die dabei notwendigen Flickungen und Ergänzungen (v.a. an den Gewänden der Reliefnischen, den Profilen und bis auf eine alle Kugeln) zeugen von der Rettung der seinerzeit substanziell bedrohten Fußfälle. Im veränderten Straßenraum wurden die Stationen in Anlehnung an ihre alten Standorte - soweit auf alten Karten ermittelbar - neu aufgestellt, auch die einzige immer am Portiunkulaweg verbliebene Station (Nr. 6) musste geringfügig versetzt werden.

Die einzelnen Stationen sind weitgehend gleich gestaltet. Es handelt sich um schlichte Pfeiler aus Liedberger Sandstein über breiterem, oben abgeschrägten Sockel. Sie werden überfangen von einer profilierten Kämpferplatte mit geschwungenem Aufsatz, darüber folgen eine heute leere Nische sowie eine bekrönende steinerne Kugel mit einem Kreuz aus Eisen. Im Schaft der Pfeiler ist eine Rechtecknische eingebracht, die von einer (in den 1980er Jahren erneuerten) Gittertüre verschlossen wird. Die Reliefdarstellungen aus Steinguss mit Szenen aus dem Leidensweg Christi sind jüngere Zutaten, laut Clasen (Denkmal-Inventar 1964) aus der Kevelaerer Schule, d.h. wohl um 1900. Über oder unter der Nische ist die Inschrift ACB AO 1781 eingetieft; eine Anfang der 1960er Jahre noch gut lesbare ausführliche Inschrifttafel mit Volutenrahmung ist an der heutigen sechsten Station nur noch schwach erkennbar; Classen zitiert diese Inschrift 1964: AO 1781 HAT DIE EHRS: JUNGFRAV ANNA CAT: BUSCH DIESE FUSFAEL ZUR EHREN GOTTES AVFRICHTEN LASSEN.

Die volksreligiöse Tradition der sieben Fußfälle entstand im Spätmittelalter und hatte, ausgehend von Süddeutschland und danach bis in die Niederlande ausgreifend, ihre größte Bedeutung im 17. und 18. Jahrhundert. Sie ist angelehnt an die Erzählung, wonach Christus bei seiner Passion siebenmal unter dem Kreuz gefallen sei. Nachweislich spielt jedoch auch die Symbolik der Zahl "7" für sich genommen eine große Rolle bei den verschiedenen Formen von Gebetsritualen für Sterbende oder Tote, welche an solchen Fußfällen statt fanden.

Das Rheinland gilt dabei als ein Zentrum des Fußfall-Brauchtums mit Nachleben bis weit in das 19. und 20. Jahrhundert, als eigentlich schon die neuere und dann auch "kirchenamtliche" Variante der 14 Kreuzwegstationen für die Darstellung des Leidensweges Christi in Gebrauch war. Die Fußfälle in Viersen vom Ende des 18. Jahrhunderts sind dafür ein anschaulicher Beleg, zumal seit sie wieder vollzählig und entlang des alten Prozessionsweges aufgestellt sind. Hierdurch sind auch wieder die historischen Bezugspunkte an Anfang und Ende des Stationsweges (Pfarrkirche St. Remigius/Kloster St. Pauli bzw. Bosch-Heiligenhäuschen) deutlich gemacht.

Die sieben Fußfälle im Verlauf von Löhstraße und Portiunkulaweg in Viersen sind daher bedeutend für Viersen und die Geschichte des Menschen. Aus den dargelegten wissenschaftlichen, insbesondere religionsgeschichtlichen sowie volkskundlichen Gründen stehen Erhaltung und Nutzung der Fußfallstationen gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes in öffentlichem Interesse.

Literatur und Quellen
Akte der Unteren Denkmalbehörde Viersen.
P. Clemen: Die Kunstdenkmäler der Städte und Kreise Krefeld und Gladbach (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz III,4). 1896, Seite 102.
F.W. Lohmann: Geschichte der Stadt Viersen. 1913, Seite 61.
J. Kamp: Fußfälle, Heiligenhäuschen, Wegekreuze in Viersen. In: Der Kreis Gladbach. 1929, Seite 127-130.
C.W. Clasen: Die Denkmäler des Rheinlandes. Viersen. 1964, Seite 38 und 41f.
aus http://www.viersen.de/C125704A0030C552/html/1965FD6E2AB5DE30C12571000059785D?OpenDocument

Löhweg Ecke Gartenstr

Löhstr gegenüber Löhcenter

Remigiusstr vor Ecke Peterstr

Portiunkulaweg Ecke Peterstr

Portiunkulaweg

Portiunkulaweg Ecke Wilhelmstr

Portiunkulaweg vor der Ecke Klosterstr